Apostel Andreas
30. November
Aus den Gedenktagen der Heiligen ragen die Apostelfeste hervor. Unser Glaube ist aufgebaut auf dem Grund der Apostel. Deswegen ist unser Bekenntnis auch das »Apostolische Glaubensbekenntnis«.
Über die Berufung des Apostels Andreas berichtet das Johannes-Evangelium: »Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, daß sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm:
Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte.«
Vor dem Wunder der Brotvermehrung (Joh 6,1-15) führte Andreas einen Jungen zu Jesus, den er in der hungrigen Menge entdeckt hatte, damit dieser seine ganze mitgebrachte Lebenshabe dem Herrn zu eigen gebe: fünf Gerstenbrote und zwei Fische. (Im Bild drängt das rechts hinter Andreas sitzende Kind zum Zeichen seiner Hingabebereitschaft mit der Hand den Apostel zu Jesus hin.)
Andreas hat das Evangelium verkündet in den Ländern südlich des Schwarzen Meeres bis nach Griechenland. In Patras in Achaia gab er sein Leben für den Meister, an einem x-förmigen Kreuz, dem »Andreaskreuz«. Seine Gebeine wurden im 4. Jahrhundert in der Apostelkirche zu Byzanz beigesetzt, von dort gelangten sie nach Amalfi in Unteritalien; das Haupt kam 1462 nach Rom. Am 26. September 1964, gegen Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils, wurde es von Paul VI. nach Patras zurückgegeben: ein sprechendes Zeichen ökumenischer Haltung und brüderlicher Gesinnung gegenüber der Ostkirche; wie Rom auf Petrus, so beruft sich die Patriarchalkirche von Konstantinopel auf Andreas. Die Verehrung des Apostels Andreas reicht aber auch im Westen weit zurück. Schon Papst Simplicius (468-483) hat ihm neben 5. Maria Maggiore in Rom eine Kirche geweiht. Sein Fest ist seit dem Beginn des 6. Jahrhunderts in allen Kalendarien enthalten und wird bis heute von mannigfachem Brauchtum begleitet. Es fügt sich gut, daß das Fest des erstberufenen Apostels in den Anfang des Advents fällt und es so die Reihe der Apostelfeste eröffnet, die im Lauf des Kirchenjahres gefeiert werden.
Was erschaut das in geheimnisvolle Weite erhobene Antlitz des Menschensohnes - jetzt, da er im Verschenken der Brote aus der Erde den wenigen hier seinen und ihren himmlischen Vater und wahren Hirten Israels verkörpern darf? Zeigt ihm der Vater, daß er in seinem Erbarmen mit allen den geliebten Sohn selbst bald ganz verschenken will als das Brot vom Himmel, gebrochen für das Leben der Welt? Als das Wirken des Vorläufers Johannes durch seine Einkerkerung zu Ende kam, ersah Jesus darin das Zeichen des Vaters für den Anfang seines Wirkens; ist dessen Lebensende das Zeichen für das Bevorstehen des eigenen Sterbens? - Der Apostel Andreas (links), der den Jungen mit den Broten und Fischen entdeckt und zu Jesus geführt harte, damit er alles Mitgegebene Ihm überlasse, empfängt zwei braune Gerstenbrote mit vorgezeichneten Teilen; das Kind hinter ihm drängt ihn mit der rechten Hand zu Jesus hin und empfängt sogleich mehr, als es gegeben hat. Petrus nimmt ehrfürchtig drei weiße ganze Brote entgegen. Das Kind dahinter will seinen Mantel, dessen Ende wieder deutlich als Schleier geformt ist, herunterziehen und allen das unverhüllte Brot zeigen: Seht, das neue Manna, weiß wie Reif (Ex 16,14.31), vom Himmel gespendet im Frühlingstau der Heilszeit, da die Wüste grünt und erblüht! Daß das Manna des Neuen Bundes noch unerhört mehr ist, offenbart Jesus selbst sogleich nach dieser Brotvermehrung: »Ich bin das Brot des Lebens! Wer von diesem Brot ißt, wird in Ewigkeit leben" (Joh 6,22-59). - Bei dem von Gottes Liebe bereiteten Mahl gehen leer aus, die sich groß vorkommen, ihr Leben und Brot niemand verdanken, sondern sich selbstmächtig verschaffen und nehmen wollen. Alle Kleinen aber, die zu Jesus kommen, werden überreich beschenkt!
- Zuletzt aktualisiert: 22. Dezember 2008