Wort der Kirche vom 27. Juni 2015

Wort der Kirche vom 27. Juni 2015

Halbzeit

Wenn ich das Wort „Halbzeit“ höre, denke ich zuerst an ein Fußballspiel. Die Mannschaften gehen in die Kabine, die Trainer kommen hinzu. Es wird kurz die erste Halbzeit analysiert. Ist sie gut verlaufen, dann wird der Trainer seine Fußballer auffordern, mit dem gleichen Elan in die zweite Halbzeit zu gehen, um am Ende des Spiels als Sieger den Platz zu verlassen. Falls die erste Halbzeit aber nicht den Erwartungen der Trainer entsprochen hat, dann geben sie ihren Spielern Tipps, was sie ändern müssen, um am Ende doch erfolgreich zu sein. Vielleicht wird ein Trainer sogar etwas laut in seiner Halbzeitansprache, um die Spieler aufzurütteln, um ihnen deutlich zu machen: So könnt und dürft ihr nicht weiterspielen.
In drei Tagen ist Halbzeit, was das Jahr 2015 angeht. Das können wir zum Anlass nehmen, auf das erste Halbjahr zurückzublicken. Ist es so verlaufen, wie wir uns das am Anfang des Jahres vorgestellt haben? Ha-ben sich unsere Erwartungen erfüllt? Haben wir unsere Vorsätze, die wir uns am 1. Januar genommen haben, gehalten, oder sind wir wieder in unseren alten Trott zurückgekehrt?
Noch ist das Jahr nicht zu Ende, noch können wir das, was nicht gelungen ist, korrigieren, ähnlich wie bei einem Fußballspiel. Aber wir haben keinen Trainer, der uns auf unsere Defizite, auf unsere Fehler und Schwächen aufmerksam macht. Das müssen wir schon selber tun. Ob wir uns nicht die Zeit nehmen sollten, über dieses erste halbe Jahr nachzudenken? Manche werden vielleicht sagen: „Dafür habe ich keine Zeit.“ Es stimmt schon, wir haben viel zu tun, Aber seien wir ehrlich mit uns: wie viel Zeit vertun wir sinnlos.  Deshalb können wir uns schon fragen: Wie kann ich meine Zeit am besten ausnutzen, damit sie ein fruchtbare Zeit für mich wird?
Wie wäre es, wenn wir uns mehr Zeit nehmen würden für Menschen, die uns brauchen, z.B. Kranke? Wir alle kennen Kranke in unserer Verwandtschaft, unserem Umfeld. Wie oft sagen wir im Nachhinein: „Die hätte ich doch auch einmal besuchen können. Sie hätte sich sicher darüber gefreut. Aber nun ist es zu spät.“ Ich bekomme vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen. Wenn ich von Kranken spreche, meine ich aber nicht nur die körperlich Kranken. Wie viele sind gerade in der heutigen Zeit seelisch krank und brauchen unsere Nähe, unseren Besuch, die Abwechslung, die wir in ihr Leben bringen, besonders, wenn es sich um Kranke handelt, die keine Verwandten haben, die gewissermaßen mit ihrer Krankheit allein sind.
Von Jesus stammt die Goldene Regel, die er bei der Bergpredigt gesagt hat: „Alles, was ihr von anderen er-wartet, das tut auch ihnen.“ (Mt. 7,12) Seien wir ehrlich, wir freuen uns doch auch bei einer Krankheit, wenn uns jemand besucht, vielleicht Mut macht, sich mit uns verbunden zeigt. Sollten wir das nicht auch tun? Wir werden merken, solch ein Krankenbesuch hilft nicht nur dem Kranken, sondern tut auch uns gut. Vielleicht können wir uns dies für das zweite Halbjahr vornehmen. Das ist tatsächlich zu schaffen.


Pfarrer Norbert Sommer

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  • Zuletzt aktualisiert: 06. Juli 2015

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